Elisa Demonki

Lichtschuld

Strahlen wir wie die Sonne,

und verlangen wir von uns

dies

heut
morgen
und jederzeit zu tun?

Nein, heute nicht.

Morgen? Vielleicht.

Aber warum?

Warum warst du so gestrahlt – gestern noch?

Nicht heute?

Ich will dass du zur Verfügung stehst.

Sei weiter mein Licht!

Ich könnte es so leicht.
Seh ich doch was du brauchst.

Die Sonne muss nur scheinen,
und aus Regen wird Kraft.

Wir Lichtschuldigen,

wie machen wir uns
und dem anderen begreifbar,
dass auch wir uns
wie die Sonne
zurückziehen können.

Wie sie auch mal eine Woche zu verschwinden.

Im Winter kaum auftauchen zu müssen.

Ohne Schuld.

Fühlt sich denn die Sonne schuldig? Nein.

Ja. Wenn sie von unseren hoffnungsvollen Flehen erführe.

Nach Licht und Wärme.

Was sie uns doch so schnell schenken kann.

Und dann nicht gibt.

Doch sie ist weiterhin da.

Sie gibt es gerade.

Wir geben das Licht auch.

Aber wir müssen es uns geben.

Wir Lichtschuldigen geben soviel Licht,
weil wir im Dunklen eine Zeit leben können.

Und wir können lange im Dunklen verweilen.

Sehr lange.

Bis wir uns nicht mehr erkennen.

Uns im Inneren schon blutig stoßen.

Wir Lichtschuldigen.

Voller Schuld, wenn wir nicht den anderen strahlend machen.

Weil uns niemand anleuchtete, ist die blinde Sehnsucht so entbrannt.

Die Begabung so perfekt entwickelt worden.

Und weil wir zurückhalten, was wir einst so flehend verlangten,
fühlen wir Schuld.

Wir Lichtschuldigen.

Sind dunkel gefangen in der ersehnten Fähigkeit.

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